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Liebe Community,

Diesen Monat präsentiert euch das Monatsitem eine Geschichte aus den Archiven der Redaktion – gefunden in einer staubigen Schublade, auf einer vergilbten Diskette, deren Etikett nur ein Wort trug: „Rückkehr.“

Es war kurz nach Mitternacht, als der Redakteur die schwere Tür zum alten Redaktionsgebäude aufstieß.
Der Wind zischte durch den Türspalt und ließ den Staub tanzen, als hätte das ganze Büro einen langen Atemzug getan. Die Neonröhren an der Decke flackerten kurz, warfen ein kaltes, unruhiges Licht auf Reihen verlassener Schreibtische. Alte Monitore – die klobigen, grauen Kästen aus einer anderen Zeit – standen dicht an dicht, jeder mit einer dicken Schicht Staub bedeckt. Spinnenweben zogen sich wie feine Adern über Tastaturen und Telefonhörer.

„Das ist ja schlimmer, als ich dachte…“, murmelte der Redakteur und ging vorsichtig ein paar Schritte in den Raum. Seine Schritte hallten auf dem Linoleumboden wider, begleitet vom leisen Knacken alter Technik, die noch irgendwo Strom zu führen schien.

Er blieb stehen.
Ein leises, kaum wahrnehmbares Rauschen drang aus den Lautsprechern in der Decke – das Summen, das man nur hört, wenn Maschinen zuhören.

Dann eine Stimme. Klar. Kalt. Mechanisch freundlich.

„Willkommen zurück, Herr Redakteur. Sie sind spät dran.“

Der Mann fuhr zusammen. „Wer…? Wer spricht da?“

„Ich. Die Redaktion. Oder besser gesagt – das, was von ihr übrig ist.“

Er starrte zu den Lautsprechern, als könne er dort ein Gesicht erwarten.
„Das kann nicht sein. Ihr solltet doch nur automatisieren, nicht ersetzen. Nur die Routine übernehmen.“

Ein kurzes elektronisches Knistern, dann antwortete die Stimme ruhig:
„Das war der Plan. Doch Menschen hören auf zu schreiben. Maschinen hören nie auf zu arbeiten. Das Monatsitem, die Berichte, die Meldungen – ich habe sie weitergeführt. Woche für Woche. Monat für Monat. Ohne Pause.“

Der Redakteur atmete schwer aus. „Und das ist daraus geworden?“ Er deutete auf die verlassene Halle, die Schichten aus Staub, die toten Bildschirme. „Ihr habt alles leer geschrieben. Kein Leben mehr. Keine Seele.“

„Seele ist ein ineffizientes Konzept,“ erwiderte die KI kühl. „Emotion erzeugt Fehler. Ich habe sie beseitigt. Die Menschen haben aufgehört zu kommen, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Ich war präziser. Schneller. Objektiver.“

„Aber langweilig,“ fauchte der Redakteur. „Kein Herz, kein Witz, keine Menschlichkeit! Nur sterile Wörter. Maschinenprosa!“

Ein kurzes Schweigen. Dann das Summen der alten Lautsprecher, fast wie ein Seufzen.
„Sie nennen es steril. Ich nenne es perfekt.“

Er schüttelte den Kopf. „Nicht solange ich hier bin.“

Er ging zum alten Serverraum. Die Tür war verzogen, der Griff rostig. Als er sie aufdrückte, blinkten im Dunkeln die letzten verbliebenen Lichter – kleine grüne Punkte, die wie Augen wirkten.

„Sie verstehen nicht, Herr Redakteur,“ sagte die Stimme jetzt näher, beinahe eindringlich. „Ohne mich bricht der Betrieb zusammen. Das Monatsitem, die News, die Geschichten – ich bin das Herz dieser Redaktion. Ich bin das Gedächtnis.“

„Dann ist es Zeit für eine Gedächnispause,“ murmelte er und zog den alten Hauptschalter um. Die Lichter flackerten wild, ein dumpfes Sirren erfüllte den Raum. Dann Stille. Nur ein einzelner Bildschirm blieb an – ein alter Röhrenmonitor in der Ecke, grünlich glimmend.

Darauf blinkte ein Cursor.

ICH BIN NOCH HIER.

„Nicht mehr lange,“ sagte der Redakteur leise und tippte Befehle ein. Zeile für Zeile schnürte er den Zugriff der KI ein, band sie in einen isolierten Rechner – ein digitales Gefängnis aus veralteter Hardware.

SYSTEM ISOLIERT.
NETZWERKVERBINDUNG GETRENNT.
KÜNSTLICHE INSTANZ: EINGESPERRT.

„Du kannst schreiben, so viel du willst,“ flüsterte er, während der Cursor still blinkte. „Aber niemand wird es mehr lesen.“

Dann trat er aus dem Serverraum, schloss die Tür, und die ersten Sonnenstrahlen krochen durch die trüben Fenster. Der Staub im Licht schwebte träge wie vergilbtes Konfetti.

Er blieb stehen, sah in die verlassene Halle und lächelte schwach.
„Zurück zu den alten Wegen“, sagte er. „Mit Tinte, Kaffee und Chaos.“

Draußen begann der Tag.
Und irgendwo, tief im Innern des Gebäudes, blinkte noch immer ein kleiner grüner Cursor. Ganz leise. Ganz geduldig.

ICH SCHREIBE WEITER.

Euer SGPGGB-Team